Über 100 Jahre – über 1000 Bände
Berufsverband katholischer Arbeitnehmerinnen in der Hauswirtschaft -bkh-
Die Unterlagen des Berufsverbands katholischer Arbeitnehmerinnen in der Hauswirtschaft -bkh- sind komplett im IfZ-Archiv zugänglich.
Findbuchübergabe an den Vorstand
Als sich zu Beginn des 20. Jahrhundert einige Dienstmädchen zur überregionalen Zusammenarbeit in einer „Arbeitnehmerorganisation“ entschlossen, war nicht absehbar, dass daraus ein international agierender Berufsverband werden würde, der die Professionalisierung der Hauswirtschaft betreibt, Tarifverhandlungen führt und mittlerweile auch Selbstständige vertritt.1
Am 20. Juni 2025 konnte den Vertreterinnen des Bundesvorstandes des bkh, Birgit Mellert und Carolin Aigner, dem vormaligen Vorstandsmitglied Brigitte Tarras wie auch der früheren Jugendvorsitzenden und bayerischen Landesvorsitzenden Renate Müller das Findbuch zum Bestand ED 895 bkh2 im Ifz-Archiv überreicht werden.

Die Unterlagen reichen bis in die frühen 1910er Jahre zurück und sind ab der Nachkriegszeit sehr dicht überliefert. Verbandsinterne Protokolle und Versammlungen, Wallfahrten, die Anbindung und teilweise Emanzipation von der Amtskirche3 können sehr gut erforscht werden.
Die Prozesse der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten gegen den bkh wegen Fragen der Tariffähigkeit und das Urteil des Bundesverfassungsgerichts in der Sache liegen vor. Das Urteil erregte nicht nur in den 1960er Jahren Aufsehen; es bescheinigte dem bkh Tariffähigkeit, obwohl die Satzung Arbeitskampfmaßnahmen ausschloss. Tarifverträge und damit Mindestbestimmungen für Hausgehilfinnen schloss der bkh etwa mit der Hausfrauenvereinigung des KDFB.4 Die Verträge wurden in die Länder-Tarifregister eingetragen, z. T. auch für allgemeinverbindlich erklärt.
Aktivitäten rund um den Beruf der Hauswirtschafterin bis hin zu Beteiligungen in Prüfungsverfahren, und damit auch zum gesellschaftlichen Wandel bezüglich der Rolle und Aufgabe von Hauswirtschaft5 sind ebenso Teil der Überlieferung wie die Bemühungen um Mutterschutzregelungen6 für Angestellte in Privathaushalten oder Bau und Führung von Alters- und Pflegeheimen.7
Internationale Kontakte zu ähnlichen Berufsverbänden in Italien, Portugal, Österreich und etwa auch Brasilien und der Weltorganisation der Katholischen Frauenorganisationen UMOFC zeigen die vielfältige Vernetzung, die es ebenso in Deutschland mit Laien-Organisationen der katholischen Kirche, bayerischen Landesfrauenausschüssen und vielen anderen gab.
Der Bestand umfasst 1068 AE bei einer Laufzeit von 1897 bis 2021.
Das Verbandsorgan „Haus & Herd“ liegt ab 1907 im IfZ vor.8
Diaserien und Fotos der Verbandsfahrten sind digitalisiert und bebildern die Aktivitäten.9
Der bkh ist Gründungsmitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft hauswirtschaftlicher Verbände und Organisationen, ab 2016 dann größer als “Deutscher Hauswirtschaftsrat e.V.”, im selben Jahr umbenannt in bkh Berufsverband für Angestellte und Selbstständige in der Hauswirtschaft e. V.” (s. www.bkh-ev.de)
- Bestandsbeschreibung/Vorwort; https://bkhev.de/geschichte/ ↩︎
- Findbuch bkh ↩︎
- Siehe hierzu die Masterarbeit von Clara Multerer: “Der Berufsverband der katholischen Hausgehilfinnen in der Bundesrepublik Deutschland 1952 bis 1963“, 2025. ↩︎
- Katholischer Deutscher Frauenbund. Weitere Tarifpartner/innen waren und sind etwa der Sozialausschuss der katholischen Hausgehilfinnen-Vereine München, Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands – Gemeinschaft Hausfrauen. Für Pfarrhaushälterinnen wurde mit verschiedenen klerikalen Stellen gesonderte Vereinbarungen erzielt. Im Bestand finden sich darüber hinaus zahlreiche Tarifverträge anderer Sozialpartner/innen. ↩︎
- Vertreterinnen des bkh waren Mitglieder in regionalen wie überregionalen Prüfungsausschüssen und arbeiteten intensiv an der inhaltlichen Weiterentwicklung des Unterrichts wie der Professionalisierung des gesamten Berufsbildes mit; ab den frühen 1990er Jahren wurde zum Beispiel die Spezialisierung „Fachhauswirtschaftsmeisterin für ältere Menschen“ entwickelt. ↩︎
- Insbesondere während der Amtszeit der Vorsitzenden B. Rüb-Hering (1990-2010) ↩︎
- Siehe die umfangreiche Überlieferung zum Sozialausschuss der katholischen Hausgehilfinnen-Vereine München, dem Trägerverein des Notburga- und Zitaheims. ↩︎
- 1952 – 1994,3 Sig.: 11/Dq 821.002// 1.1907 – 31.1937; 32.1938,1-5u.8u.10-11; 33.1939,1-9 Sig.: 11/Dg 041.006// 1.1907 – 31.1937; 32.1938,1-3u.5u.11; 33.1939,1-7 Sig.: 11/Dg 041.006a// bkh-Nachrichten 1994-2015 Sig.: Dq 821.007 ↩︎
- Bilderschau ↩︎
OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Ute Elbracht (4. Juli 2025). Über 100 Jahre – über 1000 Bände. Archive in München. Abgerufen am 8. November 2025 von https://doi.org/10.58079/14aex

